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Sind Roboter bald unsere Chefs? 3 Fragen an Jakub Cichor

Roboter, die in Fabriken Arbeitsabläufe effizienter gestalten und automatisieren – kennen wir. An Roboter, die in der Pflege aushelfen, könnten wir uns womöglich auch gewöhnen. Aber der/die eigen*e Vorgesetzte eine Maschine? Unvorstellbar. Bis jetzt: Jakub Cichor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Neurophysiological Leadership Lab an der Technischen Universität München. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Technologien in der Führung, insbesondere wie soziale Roboter als Führungspersönlichkeiten eingesetzt werden können.

Am 9. März 2022 hält er einen digitalen Workshop zum Thema „Roboter, Führungskraft oder beides?“ auf dem Münchner Management Kolloquium. Wir haben ihm vorab drei Fragen gestellt.

Noch kann sich von uns vermutlich kaum jemand vorstellen, dass der/die Chef*in auf einmal ein Roboter ist. Aber ist das aus deiner Sicht die Zukunft?

Inwiefern Roboterführungskräfte Teil unseres Alltags werden lässt sich nur schwer einschätzen, allerdings sehen wir jeden Tag wie sich die Technologie kontinuierlich verbessert und damit neue Möglichkeiten eröffnet. Erste Algorithmen sind in der Lage konkrete Führungsaufgaben zu übernehmen, wie zum Beispiel effektiv Aufgaben zu verteilen oder Mitarbeitende durch Belohnungen zu motivieren. Darüber hinaus scheinen Menschen Vertrauen zu Robotern in einer ähnlichen Art und Weise aufzubauen wie zu anderen Menschen.

Diese und weitere Erkenntnisse der Forschung deuten darauf hin, dass früher oder später Roboter als Führungskräfte eingesetzt werden, weswegen es jetzt wichtig ist die damit zusammenhängenden Fragen und Rahmenbedingungen zu untersuchen. Nur so können wir Roboter auch effektiv und vor allem ethisch als Führungskräfte einsetzen.

Welche Merkmale haben diese „sozialen Roboter“, und wo werden sie bisher eingesetzt?

Soziale Roboter werden speziell für die soziale Interaktion mit Menschen entwickelt, wodurch in ihrem Design besonderer Wert auf eine gewisse Menschenähnlichkeit gelegt wird. So haben soziale Roboter oft ein Gesicht mit Augen, Nase und Mund oder zusätzlich Arme und Beine, um ihre Ähnlichkeit zum Menschen besser vermitteln zu können.

Gleichzeitig wird diese Art von Roboter oft in Situationen eingesetzt, in denen Personen von zusätzlicher sozialer Interaktion profitieren können. Soziale Roboter werden beispielsweise bereits effektiv in der Seniorenpflege eingesetzt, um eine Unterstützung im Alltag zu sein oder im Unterricht mit Kindern zur interessanten und spaßigen Vermittlung von Lerninhalten genutzt.

Ein kleiner Ausblick auf den Workshop: Was ist die größte Chance, die sich uns durch „Roboterführung“ bietet und wo sollten menschliche Führungskräfte lieber die Zügel in der Hand behalten?

Wir wissen bereits von der immer fortschreitenden Digitalisierung, wie effizient wir durch künstliche Intelligenz und Algorithmen sein können, solange sich Informationen auf Zahlen herunterbrechen lassen. In diesem Zusammenhang ist es wahrscheinlich, dass Roboterführungskräfte dort ihr Potential entfalten können, wo möglichst objektive und faire Entscheidungen basierend auf Daten getroffen werden können.

Auf der anderen Seite sind Roboter noch sehr weit davon entfernt auf einer emotionalen Ebene mit Menschen zu interagieren, was einen sehr großen Stellenwert in der Führung einnimmt. Es werden zwar vermehrt Roboter produziert die Emotionen und Empathie simulieren wollen, allerdings dabei nicht besonders glaubwürdig wirken und dadurch fast unheimlich werden können. Diese Fähigkeiten werden wohl noch sehr lange die Domäne des Menschen bleiben.

 

Jakub Cichor auf dem Münchner Management Kolloquium 2022

Der Workshop „Roboter, Führungskraft oder beides? Die Chancen und Fallstricke der Roboterführung“ findet am 9. März 2022 von 14 bis 15 Uhr statt. Zur Anmeldung für den MMK geht es hier. Studierende nehmen kostenlos teil, Teilnehmende und Alumni des TUM Institute for LifeLong Learning erhalten einen Rabatt.

Und darum geht’s im Workshop: Roboter haben ihren Nutzen immer wieder unter Beweis gestellt, indem sie die Effizienz von Arbeitsprozessen in verschiedenen Branchen gesteigert haben. Gleichzeitig zeigen soziale Roboter vielversprechende Einsatzmöglichkeiten in Situationen, die soziale Interaktionen erfordern, z.B. in der Altenpflege, im Bildungswesen und im Kundenservice. Während soziale Roboter weiterentwickelt und verbessert werden, stellt sich die Frage, inwieweit Menschen bereit sind, Roboter in Führungspositionen zu akzeptieren. In diesem Workshop diskutiert Jakub Cichor mit den Teilnehmenden, was Roboterführung ist, welche Chancen und Fallstricke sie mit sich bringt und welche praktischen und ethischen Auswirkungen sie haben könnte.

Zum gesamten Programm des Kolloquiums geht es hier. Das TUM Institute for LifeLong Learning ist mit einem Stand vor Ort – wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Jakub Cichor, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Neurophysiological Leadership Lab an der Technischen Universität München

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