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Interview mit Prof. Stephan Birk: Das Potenzial des Holzbaus

Der Holzbau hat in den letzten Jahren in Diskussionen zum verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen und klimaschonender Bauweise an Relevanz gewonnen. Im Interview erklärt Prof. Stephan Birk, Dipl.-Ing. Architekt BDA, was alles in dem Rohstoff steckt und welche Möglichkeiten er für das Bauwesen bietet. Das Ziel, dieses Wissen unter auf Grundlage neuester Forschungsergebnisse an Berufstätige zu vermitteln, hat auch das neue Zertifikatsprogramm „TUM.wood – mit Holz bauen“, an dessen Entwicklung Birk federführend beteiligt war.

 

Herr Prof. Birk, Wo sehen Sie das größte Potenzial des Werkstoffs Holz?

Im Kontext der Klimakrise lautet die wesentliche Fragestellung, wie es gelingen kann, die Treibhausgasemissionen, das Abfallaufkommen, den Energie- sowie den Rohstoffverbrauch im Bauwesen zu reduzieren. Der Werkstoff Holz hat das Potential hierauf Antworten zu geben: Holz ist ein CO2-Speicher, mit dem Werkstoff können energieintensiv hergestellte Baumaterialien substituiert und Treibhausgasemissionen eingespart werden. Da sich Holz hervorragend bearbeiten und zu flächigen Elementen sowie raumhaltigen Modulen vorfertigen lässt, kann die Bauzeit vor Ort reduziert werden. Der Holzbau leistet somit einen maßgeblichen Beitrag zur Vermeidung von Abfall und unnötigem Energieverbrauch.

Was macht den Holzbau aus Ihrer Sicht so spannend?

Der Werkstoff Holz bietet enormes Gestaltungspotenzial für die Architektur und das Ingenieurwesen. Die Einsatzmöglichkeiten in der Konstruktion, im Ausbau sowie in der Fassade eines Bauwerks sind vielfältig. Mich faszinieren am Holzbau neben dem ästhetischen Ausdruck des Materials, die besondere Tektonik sowie die Präzision digitaler Fertigungsmethoden. Hinzu kommt die zuvor beschriebene Relevanz des Holzbaus für die Aufgabe, das Bauen nachhaltig zu verändern.

Der Verbund TUM.wood beschäftigt sich auf unterschiedlichsten Ebenen mit dem Thema Holz. Was sind die wichtigsten Elemente, die in das neue Zertifikatsprogramm „TUM.wood – mit Holz bauen“ eingeflossen sind?

Grundlage für eine sinnfällige Steigerung der Holzbauquote sind das Wissen um die Besonderheiten des Werkstoffes und der Abbau von bestehenden Hindernissen beim Planen und Bauen mit Holz. Hierfür braucht es eine ganzheitliche Betrachtung des Themas; genau das haben wir versucht, in dem Programm abzubilden: Der Verbund TUM.wood zeigt die technischen, architektonischen und ökologischen Möglichkeiten des Rohstoffes entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf – vom Baum zur Anwendung im Bauwesen bis hin zu Recycling-Strategien. Wir werden in dem berufsbegleitenden Zertifikatsprogramm den Blick auch auf das Regelwerk sowie auf holzbauspezifische Planungsprozesse richten und zeigen Beispiele großartiger Holzarchitektur. Die Teilnehmer*innen sollen die verschiedenen Anforderungen Holzbaus verstehen und befähigt werden das erlangte Wissen fachgerecht in der Praxis umzusetzen.

An wen richtet sich das Zertifikatsprogramm „TUM.wood – Mit Holz Bauen“ aus Ihrer Sicht besonders?

Wir wollen alle ansprechen, die im Bauwesen aktiv sind und sich im Holzbau fortbilden wollen. Das schließt Planer*innen in Architektur- und Ingenieurbüros ebenso ein, wie Entscheidungsträger*innen in Planungsämtern, bei Wohnungsbaugesellschaften oder in (Bau-)Unternehmen.

Weitere Informationen zum Zertifikatsprogramm „TUM.wood – mit Holz bauen“ können Sie hier einsehen.

 

Prof. Stephan Birk, Dipl.-Ing. Architekt BDA ist Professor für Architecture and Timber Construction an der Technischen Universität München (Bild: Andreas Labes, Berlin).

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