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Wertekonflikte setzen Führungskräfte unter Stress

Die Wertekommission – Initiative Werte Bewusste Führung e.V. hat die neusten Ergebnisse ihrer Führungskräftebefragung veröffentlicht. Die Studie dreht sich um die Werte von Führungskräften in Deutschland.

Wie bereits in den Vorjahren wird die Führungskräftebefragung vom TUM Institute for LifeLong Learning unterstützt und vom Lehrstuhl für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement der TUM wissenschaftlich begleitet. Das Ergebnis der diesjährigen Studie: Führungskräfte sind sehr häufig mit ethisch oder moralisch herausfordernden Situationen konfrontiert. Viele erleben dadurch Stress.

Bild von Rodeo Project Management Software auf Unsplash

Wertekonflikte sind Teil des Alltags

Für die große Mehrheit der Führungskräfte in Deutschland gehören Wertekonflikte zum Alltag. In der diesjährigen Führungskräftebefragung der Wertekommission gab rund ein Drittel aller befragten Managerinnen und Manager an, häufig bis fast täglich ethisch oder moralisch herausfordernde Situationen zu erleben. Ein weiteres Drittel gab an, gelegentlich mit Wertekonflikten konfrontiert zu sein.

88 Prozent der befragten Führungskräfte äußerten, dass sie Wertekonflikte als belastend empfinden und in diesen Situationen Stress erleben. Jede siebte Führungskraft (15,7 Prozent) gab sogar an, sehr häufig oder täglich Stress durch Wertekonflikte zu verspüren. Dabei besteht ein enger Zusammenhang mit der Häufigkeit empfundener Wertekonflikte: Je öfter Führungskräfte ethisch oder moralisch herausfordernde Situationen erlebten, desto mehr Stress empfanden sie auch.

Die drei häufigsten Situationen für Wertekonflikte bei Führungskräften

Typische Situationen für Wertekonflikte ließen sich insgesamt in zehn Kategorien einteilen. Die drei am meisten beschriebenen Konstellationen sind folgende:

1 – Am häufigsten nannten Führungskräfte den Umgang mit Minderleistungen ihrer Teammitglieder: Hier sehen sich die Führungskräfte in dem Konflikt, ihren Mitarbeitenden Defizite klar aufzeigen zu müssen, gleichzeitig aber wohlwollend und motivierend zu sein.

2 – Am zweithäufigsten wurden Situationen beschrieben, in denen sich die Führungskräfte in einer Sandwich-Position zwischen ihren Vorgesetzten einerseits und ihren Teammitgliedern andererseits befinden. In dieser Situation sind die Führungskräfte mit den Erwartungen von beiden Seiten konfrontiert.

3 – Der am dritthäufigsten genannte Wertekonflikt betrifft Interessen externer Gruppen und den Interessen des eigenen Unternehmens auszutarieren, z.B. bei Preisverhandlungen.

Vertrauen, Verantwortung, Respekt – Ranking der Kernwerte bleibt stabil

Für Führungskräfte sind die nachfolgenden Werte von höchster Bedeutung: Vertrauen (33 Prozent), Verantwortung (26 Prozent) und Respekt (20 Prozent). Es folgen Integrität (14 Prozent), Nachhaltigkeit (4 Prozent) und Mut (3 Prozent). „Im Fünfjahres-Trend zeigt sich dieses Ranking – seit dem Platzwechsel von Integrität und Respekt im Jahr 2020 – stabil“, sagt Sven H. Korndörffer, Vorstandsvorsitzender der Wertekommission. „Und auch bei der Bewertung der einzelnen Kernwerte gab es erneut nur vergleichsweise geringe Veränderungen. Das spricht für ein ausgeprägtes Werteverständnis der Führungskräfte in Deutschland.“

Mit Blick auf den Wert Nachhaltigkeit stellt Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Vorstandsmitglied der Wertekommission, fest: „Bemerkenswert ist, dass sich der Wert Nachhaltigkeit im Ranking nicht verändert. Denn über 40 Prozent der Führungskräfte gaben an, dass Nachhaltigkeit für sie persönlich an Bedeutung gewonnen habe. Viele der von uns befragten Führungskräfte gaben aber auch zu erkennen, dass der Nachhaltigkeitsbegriff oberflächlich verwendet werde und mit ihm keine klare Veränderung des Wirtschaftens in ihren Unternehmen verbunden sein.

Moralischer Mut bei Führungskräften

In der diesjährigen Führungskräftebefragung wurde neben zahlreichen weiteren Themenstellungen auch der moralische Mut der Führungskräfte in Deutschland ermittelt. Hierzu wurden sie gebeten, Aussagen zu verschiedenen Facetten von moralischem Mut zu bewerten.

Die Ergebnisse zeigen, dass rund 70 Prozent der Befragten häufig oder fast immer moralisch couragiert handeln. Allerdings nimmt der moralische Mut insbesondere dann ab, wenn sich die Führungskraft durch ihr Verhalten in eine unangenehme Situation bei ihrem Vorgesetzten bringt. In solchen Situationen wiegen Loyalität und Verpflichtung gegenüber dem Vorgesetzten oft schwerer als der Mut, für ethisches Handeln einzutreten.

Über die Umfrage und die Wertekommission – Initiative Bewusste Führung e.V.

Die Wertekommission – Initiative Werte Bewusste Führung e.V. wurde 2005 gegründet. Sie ist eine Initiative für Führungskräfte in Deutschland, die es sich zum Ziel gemacht hat, über alle Hierarchien hinweg Bewusstsein zu schaffen, dass Werte Wert schaffen. An der seit 2006 jährlich durchgeführten Führungskräftebefragung der Wertekommission – Initiative Werte Bewusste Führung e.V. beteiligten sich in diesem Jahr 441 Führungskräfte aus der deutschen Wirtschaft, davon rund 17 Prozent aus dem Top-Management, 55 Prozent aus dem mittleren Management und 28 Prozent aus dem unteren Management. Sie wurden vom 5. bis 25. Juli 2023 online befragt.

Die Führungskräftebefragung wurde 2023 erneut in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement der TUM School of Management und dem TUM Institute for LifeLong Learning der Technischen Universität München konzipiert, durchgeführt und ausgewertet.

Die vollständige Auswertung der Führungskräftebefragung 2023 sowie weitere Informationen über die Wertekommission finden Sie auf www.wertekommission.de

 

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